Auf und ab durch die Dolomiten
Italien vom 5.-24.8.2007
So, dass war es dann mal wieder. Schneller als man denkt ist die schönste Zeit
des Jahres auch schon wieder vorbei und alles Erlebte ist schon wieder
Geschichte. Gut dass man wenigstens noch die Erinnerungen und die (falls
gemacht) Fotos aus der vergangenen Urlaubszeit besitzt. Nun werde ich auch mal
erzählen, bevor die Hälfte der Geschichte in Vergessenheit gerät.
Wir hatten also geplant, unseren Urlaub 2007 mit den Motorrädern in
landschaftlich reizvoller Umgebung zu verbringen. Es sollte in der ersten Woche
in den Nordschwarzwald und dann weiter in den Südschwarzwald gehen. Ab der
zweiten Woche wollten wir die Pässe in der Schweiz befahren, wozu ich schon die
Beschreibungen von über 30 Stück, daheim im Internet, zusammen getragen hatte.
Die Vorfreude auf die Touren war schon sehr groß und wir konnten den Start kaum
noch abwarten.
Abfahrt war an einem Sonntagmittag, da Gitte noch arbeiten musste und so kamen
wir abends auf dem Campingplatz „Kälbermühle“,
in Bad Wildbad, an. Am nächsten Tag machten wir dann auch eine Motorradtour von
ca. 250km und hatten richtig Spaß dabei. Das Erwachen am Morgen darauf war dann
aber leider sehr ernüchternd. Der Regen prasselte aufs Dach und die
Wettervorhersage war genauso beklemmend, wie der Blick aus dem Fenster. Es
sollte die nächsten Tage keine Änderung zu erwarten sein. Unsere holländischen
Camping-Nachbarn, Willem und Rinus, sind in den Fluten sprichwörtlich
abgesoffen.
Auch aus der Schweiz kamen Meldungen, dass die Campingplätze in Swimmingpools
umgewandelt würden. Also entschlossen wir uns erst einmal in den Chiemgau zu
flüchten, dort sollte es noch trocken sein.
Am Nachmittag fuhren wir dann auch schon wieder auf den Mopeds durch die Gegend
und schauten mal bei der Rosie Mittermeier, in Reit im Winkel, vorbei.
Es hätte alles so schön werden können, wenn dieser blöde Regen nicht am
folgenden Tag, hinter uns hergekommen wäre.
Da die Prognosen nicht gut aussahen, hieß es wieder weiter, dort hin wo die
Sonne scheint. Wir fuhren über den Brenner in die südlichen Dolomiten, dort
versprachen wir uns vom Mittelmeerklima eine Besserung der Lage. Von Bozen aus
ging es über die Landstrassen in Richtung Belluno. Wir überquerten zum
Vorgeschmack mit unserem Gespann schon mal so einige Pässe. Unter anderem war
der „Passo Pellegrino“, mit seinen 1916m Höhe dabei.
Der MB 100 D konnte diese Steigung nur im 1. Gang absolvieren und wir freuten
uns über das Verständnis der Italiener. Ein Navi brauchten wir nicht, wir
konnten anhand der Staumeldungen der Radiostationen unsere Position bestimmen.
Runter ging es dann schneller, schneller als uns lieb war. 18% Gefälle, engste
Serpentinen und ein Anhänger mit 2 Motorrädern, der von hinten drückt. Ich war
schweißgebadet, als wir unten ankamen.
Unsere Vermutung stellte sich als richtig heraus, das Wetter besserte sich und
von nun an sollte die Wetterlage keine bedeutende Rolle mehr spielen.
Der Campingplatz [url=http://www.sarathei.it/de/camping.htm]„Sarathei“[/url]
liegt am „Lago di Santa Cruce“ und ist unter den Italienern nicht unbekannt.
Es war Urlaubszeit und der Platz entsprechend voll. Wir fanden noch ein
gemütliches Eck zwischen den Festcampern und bekamen so das italienische
Familienleben „live“ mit. Freundlich wurden wir begrüßt und in den Kreis der
Nachbarn aufgenommen. Der Platz wird sehr gern von Surfern und Kitern
aufgesucht, weil es hier den richtigen Wind für diese Sportarten gibt. Ab 13 Uhr
war der Himmel über dem Strandgebiet voller „Fallschirme“ von denen sich die
Kiter ziehen ließen.
Wir bevorzugten aber mehr das Land und den Asphalt unter unseren grobstolligen
Reifen und so machten wir erst einmal eine Tour über einige Pässe die zum Teil
über 2000m hoch gingen, aber noch richtige Strassen waren. Dort konnten wir in
den Serpentinen die Reifenhaftung ausprobieren und an den Passhöhen hatten wir
die schönsten Panorama-Aussichten.
Dieses Gebirge ist ganz anders als die deutschen, oder österreichischen Alpen.
Wir machten jeden Tag unsere Runden und fuhren immer häufiger auch über
Schotterpisten in die Berge.
Einen Tag benutzten wir, um uns einmal von dem Charme der Lagunenstadt „Venedig“
einfangen zu lassen. Nach nur 90 km Autobahnfahrt waren wir schon am Bahnhof von
Venedig und konnten dort die Mopeds im Parkhaus abstellen. Schnell haben wir den
Weg in die engen Gassen gefunden und suchten nach und nach alle
Sehenswürdigkeiten der Stadt auf. So kamen wir unter anderem auch zur
Rialto-Brücke,
zum Markus-Platz und an der
Seufzer-Brücke vorbei.
Ich hatte mir den Ort kleiner vorgestellt und wir mussten auch feststellen, dass
man sich schnell in den Gassen verlaufen kann.
So wurde der Weg aus der Stadt heraus länger, als wir vermutet hatten. Am Abend
rauchten uns die Socken, denn wir waren natürlich in der Motorrad-Kleidung
unterwegs. Am nächsten Tag bevorzugten wir dann doch wieder den 2 rädrigen
Untersatz und fuhren durch die schönsten Gebirgslandschaften.
Wir machten noch viele Touren in der Umgebung von Belluno bevor wir zu unserer
nächsten Station „umzogen“.
Es ging ca. 130km weiter östlich, an den „Lago dei Tre Comuni“ (See der drei
Gemeinden), auf den gleichnamigen Campingplatz.
Der Campingplatz lag idyllisch am Ufer des See´s und wir hatten unseren kleinen
Strand direkt vor der Markise.
Türkisfarben und kalt, aber einmal am Tag musste ich eine Runde schwimmen. Ganz
in der Nähe war auch noch ein versteckter Gebirgssee, der in wundervollen Farben
in der Sonne leuchtete. So etwas hatte ich bis dahin noch nicht gesehen.
Wir hatten den Campingplatz-Tipp von einem anderen Camper, der auch mit seiner
Geländemaschine unterwegs war, bekommen. Hier in der Gegend gab es keine
Verbotsschilder an den Wegen und Pfaden und so konnten wir richtig schöne
Motorradwanderungen in die Bergwelt machen.
Auf der gegenüberliegenden Seeseite erhob sich der 1505m hohe Mont Simeone, an
dem eine traumhafte Serpentinenstrecke zum Gipfel führte. Wie auf der
Luftaufnahme deutlich zu sehen ist, windet sich der Weg in unzähligen Kehren den
Berg hinauf. Oben dann, auf einem Plateau, bietet sich ein Ausblick von den
Zinnen der Dolomiten, bis hin zum Mittelmeer.
Die Bevölkerung ist den Endurofahrern sehr entgegenkommend, sind doch in der
Umgebung schon einige Meisterschaften gefahren und gewonnen worden. Und so kamen
wir endlich in den Genuss, uns auch mal in Alpine Höhen wagen zu können.
Es waren Strecken dabei, an denen so manch einer lieber abgestiegen wäre und den
Weg zu Fuß gemacht hätte. Das Geröll wurde immer loser und die Abgründe immer
tiefer, aber die Aussichten, die man zu sehen bekam, wenn man dort oben auf über
2000 Meter war, machten alle Anstrengungen wieder vergessen und belohnten
unseren Einsatz.
Aber egal wie steil die Strecken waren, wie lose der Untergrund und beschwerlich
der Aufstieg war, ein Fahrradfahrer begegnete uns mindesten auf dem Weg. Wir
fuhren alle möglichen Strecken durch endlose Serpentinen, die so steil in den
Berg gebaut wurden, dass die Kehren sogar in den Berg hinein gegraben und in
Tunneln gebaut waren.
Ein großes Campinggespann hätte dort seine Probleme bekommen.
Der Ort Interneppo lag auf der anderen Seite des See´s und bot uns ein
besonderes Highlight. An fast allen Hauswänden des Ortes waren kleine und große
Kunstwerke gemalt, die auf irgendeiner Weise alle mit Schmetterlingen (Farfalle)
zutun hatten.
Es waren meist Elfengestalten und Märchenszenen mit den zerbrechlichen
Flattermännern dargestellt.
Wie wir bei einem Spaziergang durch die Straßen und Gässchen der Ortschaft
erfahren haben, ist es in der Gegend üblich die Häuser auf diese Art zu
schmücken. Da es im Ort ein Schmetterlingshaus gibt, ist das Thema der Bilder
recht nahe liegend.
Leider war die Zeit an diesem herrlichen Platz viel zu schnell vorbei und der
Urlaub raste in großen Sprüngen dem Ende entgegen.
Aber eins haben wir uns schon während unserer Reise vorgenommen: Die nächste
Urlaubsfahrt machen wir noch einmal in das Land der Römer, aber dann werden wir
mit einem anderen Wohnmobil (mehr als 75PS) in den Süden, Richtung Sizilien
ziehen. Aber bis dahin haben wir noch etwas Zeit und können uns noch eine schöne
Route ausarbeiten.